Yune

Paris, Ende des 19. Jahrhunderts ist eine völlig andere Welt als die, aus der die junge, 13-jährige Japanerin Yune stammt. Mit ihrer traditionellen Tracht, einem wunderschönen Kimono samt zugehörigen Holzschuhen, die in den Hallen der Einkaufsstraße Galerie du Roy (ギャルリ・ド・ロア) einen wiederhallenden Klang verbreiten, erregt das dunkelhaarige Mädchen natürlich gleich Aufmerksamkeit, auch wenn bisher nicht viele Pariser von ihrer Ankunft erfahren haben. Yune entstammt einer wohlhabenden Familie Japans, die gute Handelsbeziehungen zu Oscar Claudel, dem reisenden Händler, haben und ihn wie einen engen Freund und Vertrauten sehen. Deswegen willigen sie, wie auch Yune selbst, ein, dass die kleine Dame in dem fremden Land Frankreich einzigartige Erfahrungen sammeln darf, in dem sie in dem kleinen Eisenwarengeschäft Enseignes du Roy (アンセーニュ・ド・ロア) von Oscars Enkel Claude Claudel als Aushilfe arbeitet und viel von der französischen Kultur lernt.

So klein und zierlich sie auch wirkt, so groß ist Yunes Einfluss auf das tägliche Leben von Claude. Er, der sie vorerst nur als unnützes Mitbringsel seines Großvaters sieht, wünscht sich eher, dass Yune wieder zurück in ihre Heimat kehren würde, da sie durch ihre Nervosität und ihre Unsicherheit mit den ungewohnten Einflüssen erst einmal jede Menge Schaden anrichtet, als dass sie seinem angeschlagenem Geschäft als Verkaufsdame einen Nutzen bringt. Hinzu kommt noch, dass ihre angebliche mangelnde Kenntnis der französischen Sprache auch noch eine vernünftige Kommunikation mit Claude und den anderen Parisern verhindert. Nichtsdestotrotz arbeitet Yune sehr energisch und lernt unheimlich schnell mit ihren Aufgaben in der kleinen Schmiede fertig zu werden. Sie steht meist recht früh auf, bereitet das Frühstück für Claude und Oscar vor und ist in allen häuslichen Dingen recht erfahren. Auch wenn sie keinerlei Hilfe bei der Reinigung der Werkstätte oder des Geschäftes will und in Anspruch nimmt, bewältigt sie ihre Aufgaben gewissenhaft und schnell. Ihre kindliche Händen sind sehr geschickt wie sich z.B. im Umgang mit Origami, der japanischen Faltkunst zeigt, und selbst einige traditionelle Gerichte kann Yune für ihre Gastgeber zaubern, deren Geschmack dem darin unerfahrenen Claude aber sicherlich nicht immer munden.

Yune ist ein überaus heiteres, freundliches und aufgeschlossenes junges Wesen. Sie begegnet jeder Person mit gebührendem Respekt und hat eigentlich immer ein vertrauensvolles und liebliches Lächeln auf ihren Lippen, was die Pariser aber eher missverstehen, da sie solch offene Freundlichkeit nicht gewöhnt sind. Yune macht ihre Arbeit sichtlich Spaß, klar erkennbar an ihrem Singen und Summen bei ihrer Haushaltstätigkeit und sie hat ein durch und durch gutes und reines Herz. Selbstverständlich kann das junge Mädchen nicht alles bewältigen, was täglich so anfällt, so macht ihr die französische Küche zu Beginn natürlich einige Probleme. Das, sagen wir mal, sehr simple französische Frühstück, insbesondere mit dem bitteren Kaffee und dem schon leicht duftenden Stück Käse, sind nicht so ganz Yunes Vorstellungen entsprechend, aber sie versucht auch hier ihr Bestes, mit den Gepflogenheiten Frankreichs und den Geschmäckern fertig zu werden.

Letztlich hat Yune noch eine ältere Schwester namens Shione in Japan, die sie immer gut umsorgt hatte. Sie hegt Gefühle großer Dankbarkeit und Bewunderung für Claude und Oscar für die Zeit und Erfahrungen, die sie ihr in Frankreich bieten und möchte die beiden so gut es geht in allen Dingen unterstützen. Eine besondere Beziehung hat Yune aber vor allem zur gutbürgerlichen Alice Blanche, die ein wahrer Japanfanatiker ist. Kaum erfährt die aufgeweckte blonde Pariserin von dem japanischen Mädchen in ihrer Galerie, setzt sie alle Mittel und Wege in Bewegung, um Yune kennen zu lernen und sie zu ihrer besten Freundin zu machen. Alices ganz besonders herzliche Art fällt Yune insbesondere zu Beginn schwer, da auch sie die vielen Knuddel- und Kuschelattacken nicht gewohnt ist, doch es bildet sich schnell ein wirklich enges und sehr freundschaftliches Verhältnis zwischen den beiden jungen Frauen, die alle möglichen Geheimnisse und Geschichten miteinander teilen und voneinander lernen. Im Übrigen trägt Yunes Name die Bedeutung »Sound of hot water« (dt. Klang vom heißen Wasser) und zeugt damit von der tiefen Verbundenheit der Japaner zur Natur und zum einfachen Leben.


Quelle: www.anisearch.de/character/21061